2015 wird ein entscheidendes Jahr für die Klima- und Entwicklungspolitik. Die Verhandlungen über die nachhaltigen Entwicklungsziele (post-2015 Agenda) im Rahmen der UN Generalversammlung vom September und über einen neuen Klimavertrag im Dezember haben Auswirkungen auf die Lebensbedingungen für kommende Generationen. Die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele wie auch die Bekämpfung des Klimawandels erfordern internationale Zusammenarbeit in nie gekanntem Ausmass.
Die Menschheit lebt heute im Anthropozän – demjenigen Erdzeitalter, in dem die Einwirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt eine mit natürlichen Einflüssen vergleichbare Dimension erreicht haben. Die internationale Umweltforschung[1] hat neun Prozesse und Systeme identifiziert, welche die Stabilität und Widerstandskraft des Erdsystems, die Wechselwirkungen zwischen Land, Ozeanen, Atmosphäre und Lebewesen bestimmen, auf denen unsere Gesellschaften basieren. Durch den Einfluss des Menschen sind vier dieser neun planetaren Grenzen bereits überschritten: Klimawandel, Biodiversität, Landnutzung, und biogeochemische Kreisläufe. Ein Überschreiten der planetaren Belastungsgrenzen erhöht das Risiko, dass die Umwelt weniger lebensfreundlich wird. Die Anstrengungen zur Armutsbekämpfung werden beeinträchtigt. Das menschliche Wohlergehen kann sich in verschiedenen Weltregionen verschlechtern.
Das Konzept der planetaren Grenzen wurde von Wissenschaftlern weltweit entwickelt und 2009 vom Stockholm Resilience Centre veröffentlicht. (Quelle: Wikimedia Commons)
Zunahme ressourcenintensiver Lebensstile in Entwicklungs- und Schwellenländern
Viele Entwicklungs- und Schwellenländer haben in den letzten Jahren positiv weiterentwickelt. In der Folge werden ressourcenintensive Lebensstile noch zunehmen. Die angelaufenen internationalen Verhandlungen über die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs) suchen Antworten auf die Fragen, wie die Gefahren für die Nachhaltigkeit der globalen Entwicklung begrenzt werden, und wie der Orientierungsrahmen für die globale Entwicklungs- und Umweltpolitik aussehen soll. Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer sind gefordert, nicht-nachhaltige Entwicklungspfade zu vermeiden. Industrieländer können zeigen, dass nachhaltige Entwicklung möglich und machbar ist (z.B. Energiewende). Um eine an den Kriterien globaler Nachhaltigkeit ausgerichtete Entwicklung der ärmeren Länder zu ermöglichen, sind nachhaltigkeitsorientierte Transformationsprozesse vordringlich. Wie können Länder ökonomische, soziale und ökologische Ziele miteinander in Einklang bringen? Wie kann internationale Zusammenarbeit Transformationsprozesse in Richtung Nachhaltigkeit auch in Entwicklungsregionen voranbringen? Was sind die politischen, technologischen und finanziellen Implikationen?
Temperaturanstieg um vier Grad?
Für eine globale nachhaltige Entwicklung ist die Einhaltung der international vereinbarten 2-Grad-Leitplanke für die globale Erderwärmung eine conditio sine qua non. Der Klimawandel strapaziert vor allem in Ländern mit leistungsschwachen Institutionen die Anpassungsfähigkeit an sich veränderte Umweltbedingungen enorm, etwa in Folge von Dürren, Überschwemmungen, Ernteausfällen, usw. Mit den gegenwärtigen Emissionstrends steuert die Welt auf einen Temperaturanstieg um vier Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu. Die Folgen eines solchen Anstiegs zeigen die von der Weltbank und dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung veröffentlichten Berichte „Turn Down the Heat“ (2014) auf. Die Auswirkungen betreffen insbesondere viele der ärmsten Regionen mit den geringsten Kapazitäten zur Krisenbewältigung und Anpassung.
2015 wird ein entscheidendes Jahr. Das Ergebnis der Verhandlungen über die nachhaltigen Entwicklungsziele (post-2015 Agenda) und den Klimavertrag wird sich auf die Lebensbedingungen für die kommenden Generationen auswirken. Die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele wie auch die Bekämpfung des Klimawandels erfordert eine internationale Zusammenarbeit mit globaler Verantwortung in nie gekanntem Ausmass.
[1] http://www.sciencemag.org/content/early/2015/01/14/science.1259855.abstract