Auf Twitter, dem bevorzugten Kommunikationsmittel des 45. Präsidenten der USA, wählt jeder Nutzer selber aus, welche Informationen er oder sie sieht. Typischerweise folgen Twitter Nutzer spannenden Persönlichkeiten, um so an Informationen zu gelangen. Trump aber folgt praktisch niemandem. Er zeigt exemplarisch, wie man sich in einer Filterblase suhlen kann und perfektioniert die Einseitigkeit der Information. Das ist gefährlich, denn die Breite an Meinungen und Interpretationen ist ein wichtiger Bestandteil kluger Entscheidungen.
Trump twittert. Fast 35‘000 der 140 Zeichen Nachrichten hat Trump schon in die Welt geschickt. Jede Nachricht landet im Twitter Feed seiner 30 Millionen Followern. Ungeachtet der rekordtiefen Zustimmungswerte für Präsident Trump (Trump hatte 14 Tage als Präsident, in denen seine Politik in der Bevölkerung mehr Zustimmung als Ablehnung fand – ein Negativrekord seit es Umfragen gibt), wächst seine Twitter Gefolgschaft stetig. Seit Januar hat Trump 10 Millionen neue Follower.
Unklar ist jedoch, wie viele dieser 30 Millionen echte Menschen sind. Forbes Autor Rob Salkowitz zitiert Affinio, eine Data Analytics Firm, und meint, dass wohl nur 3 Millionen der Follower echte Menschen aus den USA sind. Der Rest ist ein Sammelsurium aus Twitterbots, Spam Accounts und richtigen Followern aus Nigeria, Indien, London und Russland. Egal wie viele es wirklich sind, Medien analysieren Trump’s sprunghafte politische Kurswechsel auf Twitter fleissig und viele Beobachter nehmen die Äusserungen als Gradmesser der US-amerikanischen Politik.
Was aber sieht Trump in seinem Twitter Feed?
Weltweit steht Trump auf Platz 38 der Twitter User mit den meisten Followern (seit dem Schreiben dieses Blogposts hat er sich schon auf Rang 34 verbessert). Gäbe es eine umgekehrte Rangliste, die zeigt, wie vielen Personen man folgt, läge Trump weit hinten. Unter den Top 50 folgt er im Verhältnis am viertwenigsten anderen Leuten. Getreu dem Motto, «wenn mein Name nicht draufsteht, schaue ich auch nicht drauf» (National Security Advisors erwähnen in Briefings Trump’s Namen, damit er ihnen Aufmerksamkeit schenkt [min 20‘]). Obama, der ebenfalls unter den Top 50 rangiert, folgt 4‘700 Mal mehr Leuten auf Twitter und hat ein dementsprechend breiteres Bild des Weltgeschehens in seinem Twitter Feed.
Nicht nur folgt der amtierende US Präsident rekordverdächtig wenig anderen, er hat auch eine interessante Auswahl getroffen. Die 45 glücklichen Twitter User, deren Informationen Trump zu Gesicht bekommt, geben ihm ein eher verzerrtes Weltbild.
Fast ein Viertel (23%) davon sind seine eigenen Firmen und ein weiteres Fünftel (20%) sind Fox FernsehmoderatorInnen. Nochmal ein knappes Fünftel (18%) sind Angestellte im Weissen Haus und etwa ein Sechstel (16%) entfällt auf Familienmitglieder.
Trump umgibt sich also auch virtuell mit Gleichgesinnten. Über 75% der Informationen, die er über Twitter bezieht, stammen von seinen Unternehmen, seiner Familie, seinen Angestellten und Fox News.
Gehen wir davon aus, dass die verfügbaren Informationen immer auch eine Entscheidungsgrundlage bilden und Trump reichlich Zeit auf Twitter verbringt (wenn er im Schnitt 30 Sekunden für einen Tweet braucht, war er schon über 30 volle Arbeitstage auf Twitter), dann ist die Enge seines Informationshorizonts beunruhigend.