Als Co-Projektmanager ist er bei foraus für die internationale Strategie « foraus global » mitverantwortlich. Luca Brunners Bericht über seine Reise ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten und wie sich der Crowdsourcing-Ansatz von foraus in der politischen Wirklichkeit der USA so richtig entfalten soll.
Es ist Zeit, sich der alles entscheidenden Schicksalsfrage zu stellen: Wie retten wir die demokratischen Werte ins Zeitalter der Digitalisierung? Aber halt, was um Himmels Willen hat Donald Trump mit Crowdsourcing zu tun? Intuitiv ungefähr gleich viel (oder wenig), wie der Inhalt seines @POTUS – Twitter-Accounts mit demselben seines Vorgängers Barack Obama. Doch ich glaube, den «proof of concept» für die foraus-Lösung auf die genannte Frage, paradoxerweise ausgerechnet in unmittelbarer Nähe Trumps gefunden zu haben. Diese Lösung ist: Eine Revitalisierung der Demokratie und des öffentlichen Diskurses durch ebendiese magischen dreizehn Buchstaben: C-R-O-W-D-S-O-U-R-C-I-N-G!
Eins nach dem Anderen. Meine Geschichte beginnt bei einem erzkonservativen Think-Tank in Sichtdistanz vom Washingtoner Capitol; ein Think-Tank, dessen Methoden aber wider Erwarten, abgesehen von der zu biederen Büroeinrichtung, so gar nicht altbacken daherkommen. Sprechen wir über den «Blueprint for a New Administration: Priorities for the President»: In einem grellen blau, ironischerweise die Farbe des offensichtlich politischen Gegners, liegt dieses schmucke Büchlein vor mir. Die fixfertige Strategie für Trumps Präsidentschaft. Wir befinden uns im Sitzungsraum des US-Think-Tanks Heritage Foundation in Washington D.C., und während der Diskussion wird immer klarer, dass ich nach langer Suche die Nadel im Heuhaufen gefunden habe: Die Einflüsterer des neuen US-Präsidenten Donald Trump sitzen mir gegenüber. Bis anhin fiel es mir schwer zu glauben, dass Trump überhaupt einem Think-Tank zuhören würde. Erstaunlicherweise scheint die Recherchearbeit dieser Kollegen sogar faktenbasiert zu sein, also regieren bei Trump doch nicht nur die «alternativen Fakten» im Oval Office? Auf jeden Fall stellte die reaktionäre Heritage Foundation seit der Wahl Trumps, nach Schätzungen rund zwei Dutzend ihrer Mitglieder für das Übergangsteam und danach die Administration ab, was beweist, wie nahe sie dem neuen Machtzirkel steht.
Die politische Debatte lebt! Die kürzlich stattgefundene Auseinandersetzung zwischen der Heritage Foundation und einer foraus-Delegation war fruchtbar, denn jetzt kommt’s: Zu meinem grossen Interesse, setzt die Heritage Foundation auf das gleiche Rezept wie wir: Genau, Crowdsourcing! Mehr denn je ist es also nötig und möglich, ein liberaleres und konstruktiveresCrowdsourcing-Think-Tank-Pendant in den USA zu schaffen. Darum ist das Projektteam «foraus global» daran, in den USA eine Schwesterorganisation aufzubauen. In einer Zeit, wo in den USA grosse Teile der Bevölkerung «repolitisiert» werden und ihre demokratischen Mitbestimmungsrechte wieder wahrnehmen möchten, wollen wir eine bürgernahe Plattform bieten und den Spiess zu unseren Gunsten umdrehen. Nun, was auf unserer Seite des Atlantiks funktioniert, kann im Land der unbegrenzten Möglichkeiten so richtig einschlagen – «Sister Republics reloaded»!
Wenn 2020 die Idee des politischen Crowdsourcing von den Amerikanern als eigene Erfindung gepachtet wird und der neue gewählte Präsident mehr als ein Dutzend Mitglieder unserer Schwesterorganisation einstellen wird, ja dann nehmen wir das «Switzerland second» in Bezug aufs Crowdsourcing das nächste Mal noch so gerne, öffnen in der foraus-Geschäftsstelle mit bescheidener Genugtuung ein paar Dosen «Bud Light» und träumen von weiteren ganz grossen Würfen. Oder wie es unser Präsident Nicola Forster jüngst auf der Schweizer Botschaft in Washington D.C. formulierte: «If we can make it here, we’ll make it everywhere!».
Hinweis: Diesen Frühling startet in loser Folge die Blog-Reihe «100 Tage Trump», in welcher verschiedene foraus-Autoren Ihre Eindrücke und Analysen zur neuen Präsidentschaft und den Auswirkungen auf die hiesige Politiklandschaft vorstellen werden.