Anpacken statt abschotten: Katastrophenhilfe als Aussenpolitik

Politique de développement

Von Dominique ZygmontDie Bilder aus Haiti und Japan bleiben haften. Zerstörung überall. Die Schweiz schickt für kurze Zeit Rettungskräfte, wie andere Staaten auch. Ihnen folgt eine lange Phase des schleppenden Wiederaufbaus. Warum ist die Schweiz dann nicht mehr vor Ort? Warum werden die vorhandenen Einsatzkräfte der Schweizer Armee nicht besser genutzt, wenn man Menschen in Notsituationen und beim Wiederaufbau langfristig helfen könnte?

Die Situationen gleichen sich in erstaunlichem Masse. Eines der ärmsten Länder der Welt, Haiti, und die reiche Industrienation, Japan: am Boden zerstört. Das Leid und die Schäden sind immens. Der Wiederaufbau geht nur schleppend voran. Es fehlt an Material, Hilfskräften, Mittel, einem Plan, wie das alles gehen soll. In den Zeltstädten und Notunterkünften schleicht sich langsam die Hilfslosigkeit ein. Wer kann hier noch etwas bewegen?

Im Einsatz am Schützenfest

Die Schweiz stellt eine der besten Rettungstruppen der Welt. Nach Katastrophen können diese Männer und Frauen innert Stunden vor Ort sein. Doch der Abzug folgt meist schon nach wenigen Tagen. Dabei hätte die Schweiz bereits heute die nötigen Mittel, um einen längeren Einsatz im Katastrophengebiet zu bestreiten. Die Armee unterhält dazu entsprechende Truppen für das Inland. Diese sind äusserst gut ausgerüstet, effektiv, glaubwürdig und neutral – Werte und Fähigkeiten, welche gerade in Krisensituationen mehr als gefragt sind. Doch werden sie heute vor allem dafür eingesetzt, um Tribünen an Sportveranstaltungen zu bauen, während andernorts Häuser und Schulen gebraucht werden.

Politischer Wille – und Transportflugzeuge

Warum also setzt die Schweiz diese Rettungs- und Wiederaufbaukräfte nicht auch im Ausland ein? Mit einem eng umschriebenen Mandat zum Einsatz bei Naturkatastrophen steht dies kaum im Widerspruch zur Neutralität. Ganz im Gegenteil können wir damit dank den gelebten Schweizer Werten die Katastrophenhilfe zu einem wesentlichen Element unserer Aussenpolitik machen. Wir packen an, anstatt uns von der Welt und ihren Problemen abzuschotten. Dies hebt das Ansehen der Schweiz in der Welt und erweitert den aussenpolitischen Handlungsspielraum. Dafür wäre einzig der politische Wille, eine Anfrage aus dem Zielland, einige Freiwillige und Transportflugzeuge nötig – gerade letztere sollten doch in einer globalisierten Welt zu einer Selbstverständlichkeit gehören.

Dominique D. Zygmont studierte internationale Beziehungen an der Universität St.Gallen. Sein Interesse gilt der Rolle der Schweiz in einer globalisierten Welt. Er arbeitet in einem Schweizer Unternehmen und betreut dort politische und gesellschaftliche Themen. Er lebt in Zürich.

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