Aussensicht statt Nabelschau: Wie die Schweiz in Brüssel aufgestellt sein muss

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Die Schweizer Präsenz hat an Inhalt wie Profil im Ausland eklatant ver­lo­ren. Im Kreise der Entscheidungsträger wird in Brüssel „Präsenz Schweiz“ wie institutionelle Schweizer Vertreter als Akteure kaum noch wahrge­nom­men. Statt glamouröser Events, unterstützt vom EDA, sind werthaltige persönliche Kontakte gefragt, die aus der Aussensicht die Eigenarten der Schweizer Wirtschaft, wie deren Chancen auch und gerade für Europa deutlich machen können.

Es gibt wohl kaum einen geeigneteren Platz auf Erden, sich selbst in der wahren Bedeutung bzw. Unzulänglichkeit erleben zu können als in den Bergen. Die Berg­massive lassen uns vergleichsweise klein erscheinen. Deshalb wird wohl auch dem Al­pen­volk die Liebe zur Miniatur wie zur Präzision mit in die Wiege gelegt wor­den sein, wie z.B. Uhren- und Messtechnologien belegen. Ebenso wohl auch die Men­ta­lität, statt Grösse und Prestige einen stetigen Einklang von Natur und Tech­nik nachhaltig anzustreben. Die geographische Lage ohne Meereszugang und nur we­ni­gen Bodenschätzen zwang die Schweizer schon sehr früh, die Kräfte der Natur nutzend, zur Industrialisierung. Die Schweizer Alpen mitten in Europa waren sowohl Boll­werk wie willkommenes Transitland. Viele Menschen zogen weiter, liessen aber nicht unwesentliches Know-how wie überschüssiges Kapital am Nadelöhr zwi­schen Nord- und Südeuropa zurück.

Nach innen demokratisch-föderal, nach aussen kalkulierbar verlässlich, baute die Schweiz ihr Image auf, ein wahrhaft sicherer Hafen in all den Weltwirrnissen zu sein. Bankengeheimnis, Stabilität, Zuverlässigkeit steuerten das ihre dazu bei, in den Schweizer Banken sowie der Schweizer Wirtschaft insgesamt ein absolut prä­zis funktionierendes Uhrwerk zu sehen. Die Folge, ein unerschöpfliches Ver­trau­en in die Schweiz. Doch zu Vertrauen gehört unabdingbar Verantwortung? Wie erleben diejenigen, die Schweizer Banken im Vertrauen auf das vielge­prie­sene Bankengeheimnis ihr Geld „anonym“ anvertraut hatten? Wie sehen es die euro­päischen Staaten, die im Vertrauen auf die Einhaltung von Verträgen nach dem überraschenden Ausgang der Volksabstimmung „Gegen Masseneinwande­rung”, in Bezug auf die geschlos­senen Abkommen? Wie sieht es die Finanzwelt nach der völlig überraschenden Aufkündigung der fest zugesagten Wechselkurz­bindung an den Euro?

Die Zeiten ändern sich und mit ihnen auch die Rahmenbedingungen für die Schweiz. Selbstbildnisse der Schweizer wie Fremdbilder über die Schweiz sind zwar eingebrannt und haben damit ein Beharrungsvermögen, selbst wenn die Wirklichkeit längst anders ist. Die Schweiz hat sich in der Vergangenheit darauf verlassen können, aus der Unterschiedlichkeit zu den Nachbarn Kapital schlagen zu können. Solange dieses Erfolgsprogramm unaufhaltsam lief, bestand keine Notwendigkeit, den eingeschlagenen Kurs zu ändern.

Die Schweiz steht nicht nur vor der historischen Herausforderung, sich zum Teil den Zwängen einer global vernetzten Weltwirtschaft beugen zu müssen, dabei aber die Eigenständigkeit wie die Eigenarten nicht zu verlieren und zudem dies auch noch in verständlicher Form angemessen so zu transportieren, dass dies in erster Linie in Brüssel auch verstanden wird. Dazu ist die Übersetzungsleistung von Kommunikationsexperten gefragt, die eben nicht von Haus aus Schweizer sind und erwartungsgemäs pro domo sprechen, sondern sinnvollerweise als „Botschafter der Schweizer Wirtschaft“ die Aussensicht auf die Schweiz fest im Blick haben und muttersprachlich wie mental auf der Empfängerfrequenz im Sinne der Schweizer Wirtschaft senden und verstanden werden.