Wie Klimaschutz mit Gendergerechtigkeit zusammenhängt

Environnement, transports et énergie

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Obwohl gerade Frauen weltweit vom Klimaschutz stark betroffen sind, hat ihre Perspektive bisher nur wenig Beachtung erfahren. Mit der diesjährigen COP23 soll sich das ändern.

Spätestens durch die Gründung des Berlin-Bonn-Chapters, hat Patricia Espinosa, Executive Secretary der UNFCCC, die Brücke zwischen Klimapolitik und Gender Equality geschlagen. Sie lädt dabei Führungspersonen der Regierung, internationaler Organisationen und dem Privatsektor aus Bonn und Berlin ein, Teil des International Gender Champions Network zu werden. Damit rückte das Thema auch prominent auf die Agenda der diesjährigen Klimakonferenz. Ein Blick auf vergangene Tagungen illustriert die Bedeutung: Die Frauen waren bisher stark untervertreten in den COP-Delegationen, an den Verhandlungstischen und auf den Panels. Die Verabschiedung eines Gender Action Plans ist deshalb ein wichtiges Ziel der COP23. Der öffentlich einsehbare Draft fordert unter anderem, dass 50% der Delegationsmitglieder Frauen sein sollen und eine ausgeglichene Geschlechterrepräsentation in leitenden Positionen und Expertengruppen. Ausserdem soll die Gender-Perspektive systematisch miteinbezogen werden, in Bezug auf alle Klimaschutzmassnahmen auf lokalem, nationalen und globalen Niveau.

Während die Forderung nach einer ausgeglichenen Geschlechtervertretung grundsätzlich für alle Verhandlungen und Führungspositionen gelten sollte, ist der Gender-Perspektive bei den Klimaschutz- und Adaptionsmassnahmen eine zusätzliche Priorität einzuräumen. Wie der UNFCCC schreibt, sind die Teile der Bevölkerung besonders vom Klimawandel betroffen, deren Lebensunterhalt stark von den natürlichen Ressourcen abhängig ist und die sich am wenigsten vor Naturkatastrophen schützen können. Frauen machen ca. 70% der weltweit ärmsten Bevölkerungsteile aus und sind in vielen Kulturen für die lokale Landwirtschaft und die Wasserversorgung der Haushalte zuständig. Sie sind also überproportional von den Folgen des Klimawandels betroffen. Gleichzeitig haben sie damit eine zentrale Rolle in Bezug auf die nachhaltige Nutzung der Böden und Ressourcen. Ihr Wissen und ihre Perspektiven sind sehr wichtig, wenn es um die Definition von lokalen, aber auch nationalen Massnahmen geht.

Geschlechtergerechtigkeit ist aber noch aus einem weiteren Grund von Bedeutung. Wenn traditionelle Rollenverteilungen aufgebrochen werden sollen, müssen die Frauen – genau wie die Männer – auf zukünftige Entwicklungen vorbereitet werden. Dabei geht es sowohl um die Ausbildung als auch um den Zugang zu notwendigen Ressourcen, beispielsweise für die Benutzung webbasierter Dürreprognose-Applikationen oder die Investition in Bewässerungssysteme. Die Gender-Thematik muss im Policy-Design eine wichtige Rolle einnehmen, wenn wir verhindern wollen, dass Frauen in eine Position von Abhängigkeit gedrängt werden.

Der kürzliche Aufruf der UNFCCC, dass jedes Land einen «Gender and Climate Change Focal Point» definieren soll, ist deshalb zu begrüssen. Der Schutz des Klimas erfordert ein umfassendes Umdenken unserer sozialen und wirtschaftlichen Strukturen und sollte alle Perspektiven einbeziehen, wenn es um die Erarbeitung von Lösungen geht.

In den nächsten zwei Wochen widmen sich verschiedene Blogger im foraus-Blog in einer Reihe dem Thema «Gender in Foreign Policy» aus unterschiedlichen Perspektiven.